Germany/Manifest der Dumpster-Diver (de)

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This is a propostion for a dumpster diver's manifest in german as a basis for an international one. It was created by User:Dan-yell on june 19, 2016 and is meant to be discussed and edited according to the community's consense.

MANIFEST

Wir sind Containernde, Dumpster-Diver, Lebensmittelretter*innen!

Wir ernähren uns, unsere Familien und Freunde mit Essen, das einen ökologischen Fußabdruck von quasi NULL hat. Wir verzehren Lebensmittel, die es ohne unseren Einsatz nicht gäbe. Wir PRODUZIEREN damit Nahrung.

Wenn uns jemand fragt "Und wie soll das für alle funktionieren", dann antworten wir "Gar nicht, und es sollte noch nicht einmal für uns funktionieren". Während ein Landwirt für Boden, Luft, Regen und Sonne dankbar ist, würden wir es bevorzugen, wenn die Grundlage unserer Produktion, nämlich die Lebensmittelverschwendung, gar nicht existierte. Die Ressourcen, die für unser Essen - und vor allem die Mengen, die wir nicht retten können - ausgegeben werden, sollten so komplett wie möglich beim normalen Konsumenten ankommen.

Es gibt Menschen, die auf Fairteiler und Food Banks angewiesen sind, aber sie dürfen keine Rechtfertigung für den respektlosen Umgang mit Nahrung sein. Vielmehr müsste eine solidarische Gesellschaft allen ermöglichen, auch ohne Umwege in Würde an ihre benötigten Lebensmittel zu gelangen.

Unsere Ernährung ist KRITIK!

  • Verfallsdaten dürfen nicht benutzt werden, um den Einzelhandel zum Austauschen von noch sehr gut haltbaren Lebensmitteln zu zwingen.
  • Konsumierenden sollte die wirkliche Bedeutung des Wortes "mindestens" in der Phrase "Mindestens haltbar bis..." bewusst werden.
  • "Eigentum verpflichtet", das sollte auch für Lebensmittel gelten - mit der Pflicht, sie nach allen Möglichkeiten vor dem wirklichen Verderb einem hungrigen Mund zukommen zu lassen.
  • Besteuerung der Arbeitskraft und zu wenig des Konsums tragen momentan dazu bei, dass sorgfältiger Umgang und Rettung von Nahrungsmitteln innerhalb des Handels unrentabel bleiben.
  • Jene Bewegung, welche Lebensmittelspekulation, Gentechnik und Agrarindustrie und weitere nicht-nachhaltige Entwicklungen kritisiert, sollte noch viel mehr Anhänger und Gehör finden.

Wir heißen Andere willkommen, den Wahnsinn kennen zu lernen, wie palettenweise Salat, Spargel oder Joghurt auf dem Müll landen, wegen kleinen Schönheitsfehlern oder einfach nur, weil in den Regalen Platz für die nächste Lieferung werden muss. Sie sollen die Erleichterung bei Mitarbeitenden im Einzelhandel erleben, wenn ihnen im Rahmen einer Kooperation das widernatürliche Wegwerfen von Essen erspart bleibt. Und wir laden dazu ein, gerettete Lebensmittel mit uns zu kochen und zu verzehren. Jeder und Jede soll schmecken können, wie sich aussortierte und sogar schon der Tonne gelegene Lebensmittel gar nicht von gekauften unterscheiden.

Sich teilweise oder vollständig von geretteten Lebensmittel zu ernähren, kostet Zeit und Flexibilität. Gleichzeitig ist es eine Geldersparnis, die beispielsweise erlaubt, Berufstätigkeit mehr an ethischen als an finanziellen Maßstäben auszurichten. Viele von uns unterstützen mit dem gesparten Geld einschlägige Gruppen und Organisationen. Und viele investieren direkt in eine bessere Lebensmittelproduktion - decken den übrigen Lebensmittelbedarf zu größeren Anteilen im Bioladen an der Ecke, im Weltladen, in Food-coops.